Zwei Tränen
Zwei Tränen legt‘ ein Gott hinein
In jedes Menschenherz:
Die eine blinkt im Wonneschein,
Die andre fließt im Schmerz.
Als ich geweint zum letzten Mal,
Da war’s in Hass und Groll,
Da war es, weil das Maß der Qual
Wildschäumend überschwoll!
Seit jenem Tag der höchsten Not
Rührt mich kein Missgeschick;
Die Lippe schweigt, das Herz scheint tot,
Und trocken bleibt der Blick.
Dem Schmerze zahlt‘ ich meinen Zoll,
Drum spott‘ ich seiner Pein! –
Wenn ich noch einmal weinen soll,
Muss es vor Wonne sein!
Ernst Scherenberg