Wir Geschäftigen
Du sagtest jüngst: wir wären allzuträge,
Und unbeschäftigt flössen unsre Stunden,
Seitdem die Lieb‘ uns schlug mit süßen Wunden.
Das ist nicht wahr, du bist auf falschem Wege.
Sind wir getrennt, so denkst du, und ich pflege
Auch nachzudenken, sinnend zu ergründen
Die Tiefe unsrer Liebe; doch wie finden
Zum Grunde eines Abgrunds wohl die Stege?
Da schlägt die schönste Stunde meinem Tage.
Ich eile zu dir, tausend Küsse küss ich:
Bin ich dann faul? mein Liebchen, bist du müßig?
Vielmehr, es wachsen täglich die Geschäfte,
Doch wachsen täglich auch uns nach die Kräfte,
Uns Leuten von dem arbeitsamsten Schlage.
Karl Immermann