Wer feiert die fröhlichsten Ostern ?
Willkommen, o fröhlicher Ostertag!
Nun klingt es wie Psalmen in Lüften,
Nun lebet was welk und erstorben lag,
Nun grünt es auf Gräbern und Grüften;
Du Erde so sonnig, du Himmel so blau,
Ihr Wölkchen so licht und ihr Winde so lau,
Was lebt in der Luft und was webt auf der Au —
Wer feiert die fröhlichsten Ostern?
Vorüber wandl` ich am Gartenzaun:
Schon säumet mit Grün sich die Hecke,
Schon schwellen die Knospen so saftig braun,
Schon keimts in der heimlichsten Ecke;
Die Primel sie wärmt sich im Sonnenschein,
Das Veilchen es duftet am schattigen Rain,
Und alle die Blümchen, sie stimmen mit ein:
Wir feiert die fröhlichsten Ostern!
Nun wall ich hinaus in das sonnige Feld,
Da girrt es und schwirrt in den Zweigen,
Der Buchfink baut sich sein luftig Gezelt
Und die Lerche lobsinget im Steigen,
Und die Vögelein all auf dem Berg und im Tal,
Sie stimmen die Kehlen zum Frühlingschoral,
Sie grüßen mich munter und rufen zumal:
Wir feiert die fröhlichsten Ostern!
Da hör ich von ferne noch helleren Klang:
Die Kinder sie tanzen den Reihen,
Die dumpfige Stube verschloß sie so lang,
Nun spielen sie wieder im Freien;
Die munteren Füllen, entsprungen dem Stall,
Sie schlagen den Reif und sie werfen den Ball,
Sie tummeln sich lustig und rufen mir all:
Wir feiert die fröhlichsten Ostern!
Doch abseits an der Linde auf hölzerner Bank,
Da sitzet ein Paar sich zu sonnen,
Die Tochter die führet die Mutter, so krank,
Die heute dem Lager entronnen,
Wie wärmt ihr die Sonne das matte Gebein,
Wie schlürft sie die Lüfte, die labenden, ein,
Vier Augen leuchten in seligem Schein:
Wir feiert die fröhlichsten Ostern!
Nun aber hör ich in festlichem Chor
Vom Turme die Glocken erschallen,
Still tret ich mit ein in das heilige Tor,
Da braust`s durch die dämmernden Hallen:
Der Herr ist erstanden aus Grabesnacht,
Der Tod ist verschlungen, der Sieg ist vollbracht,
Lobsinget, ihr Christen, und jauchzet mit Macht:
Wir feiert die fröhlichsten Ostern!
Und als ich trat aus dem Gotteshaus,
Da grünten die Gräber im Kreise,
Da sucht ich mir eines, mein teuerstes, aus,
Dort stand ich und betete leise;
Da säuselt in Lüften ein seliger Klang,
Wie wenn sein Gefieder ein Engelein schwang,
Da tönt es hernieder wie Seraphsgesang:
Wir feiert die fröhlichsten Ostern!
Karl von Gerok
Montag, 21. März 2016 um 18:34
Herzliche Ostergrüße an dich und deine Lieben!