Und sie bewegt sich doch!
O du Jahrhundert neuer Bahnen
In freien Reich der Wissenschaft,
Das sich aus dunklem Glaubensahnen
Zu schönerm Lichte aufgerafft! –
Von Stufe schwingst du dich zu Stufe
Und rastlos strebst du höher noch –
Du wähltest dir zum Flammenrufe
Das Wort: „Und sie bewegt sich doch!“
Ja sie bewegt sich, diese Erde!
Bewegung nur belebt die Welt.
Vorwärts! – das ist das ew’ge „Werde“,
Das rings das All zusammenhält!
Engherz’ge Pfaffen nur und Toren
Verschließen sich der Wahrheit noch;
Vorüber rauscht an ihren Ohren
Der Ruf: „Und sie bewegt sich doch!“
In Fesseln mühn sie sich zu schmieden
Der Geist heil’gen Wissensdrang;
Sie stören frech der Völker Frieden
Mit ihrer Dogmen starrem Zwang.
Still wieder soll die Erde stehen! –
O Wort des Galilei, poch‘
An ihre Brust mit Sturmeswehen! –
Ja hört: „Und sie bewegt sich doch!“
Mit eurem Götzendienst, dem schnöden,
Macht ihr die Herzen tot und leer:
Seht eure Tempel rings veröden!
Ihr steht verlassen mehr und mehr! –
Natur und Wissenschaft vernichten
Des Fanatismus dumpfes Joch;
Ein neu Jahrhundert wird euch richten –
Denn wisst: „Und sie bewegt sich doch!“
Ernst Scherenberg