Trinkers Entschuldigung
Wenn mir das Haupt ein wenig toll,
Wenn mir die Füße taumeln,
Da schreit ihr gleich schon wieder voll!
Seht nur den Säufer schwaumeln!
Ich trinke, trinke, ihr habt Recht —
Und steck‘ in nassen Häuten;
Doch daß ihr schmäht, ist äußerst schlecht,
Pfui! Pfui euch hatten Leuten!
Muß ich denn nicht zn eurem Schutz
So oft mich innen baden?
Und muß ich nicht zu eurem Nutz
Mir selbst durch Zechen schaden?
Den Brand hab‘ ich im Leibe, wißt!
Gelt meiner Jugend Tagen,
Der stündlich im Begriffe ist,
Aus mir heraus zu schlagen.
Merk‘ ich die Hitze, greif ich schnell
Mit meinen beiden Händen
Nach allem Nassen, was zur Stell‘,
Um Feu’rsbrunst abzuwenden.
Ein ganz vertrackter Teufelsbrand!
Das Wasser macht ihn bunter;
Wein: ächter Jahrgang, gutes Land,
Der hält ihn eben unter.
So eben unter, daß er nicht
Die ganze Stadt verheeret;
Daß er an mir, mir armen Wicht,
Nur innen schwehlt und zehret.
So hab‘ ich fürs gemeine Wohl
Mich tausendmal betrunken:
Daß euren Spott der Henker hol‘!
Wie tief seyd ihr gesunken!
Es wär‘ viel besser, wie mir däucht —
Erwägt’s beim nächsten Mosten,
Ihr hieltet mich beständig feucht
Auf öffentliche Kosten!
Karl Immermann