Ein Mitmensch täglich trank Kamille,
gesund zu leben war sein Wille,
aß weder Zucker, Ei noch Kuchen,
und Rauchen tat er laut verfluchen,
Gemüse musste Bio sein,
lehnt Fleisch vom Rind ab und vom Schwein,
viel Obst und Müsli gab’s am Morgen,
er tat sich optimal versorgen.
Sein Ziel war – hundert Jahre leben,
das war sein Wille und sein Streben.
Doch einmal übersah er Rot,
nun lag er da, gesund, doch tot.
Hans Harress
Gedichte, Sprüche und Zitate von Hans Harress, Waldorflehrer im Ruhestand, Ein Mitmensch – Humorgedichte (einige Beispiele von ca. 700 Versen)
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Ein Mitmensch biss in eine Birne,
verharrt und runzelt seine Stirne,
was er da schmeckte, war ihm fremd,
mit Birnen er sich gut auskennt.
Er schaut die Frucht genauer an,
ein dicker Wurm zu Tage kam,
doch nur die Hälfte, sozusagen,
der andre Teil war schon im Magen,
der prompt sich drehte um vor Graus
und warf den Wurmteil wieder raus.
Nicht nur der Mensch liebt süßes Obst,
auch Tiere finden es famos.
Ein Mitmensch, ein gescheiter Mann,
fing grad sein Drittstudium an,
der Dr.Dr. reicht ihm nicht,
ein dritter Doktor, das war Pflicht,
dann will er noch Professor werden,
das war sein höchstes Ziel auf Erden.
Er schaffte es mit 40 Jahren,
galt nun als wirklich hocherfahren,
zumindest in der Theorie,
wie manches andere Genie.
Jetzt wollte er nach dem Studieren
sein Wissen endlich ausprobieren
und suchte Arbeit überall,
doch war’s ein hoffnungsloser Fall.
Es wollte niemand Forscher haben,
erst recht nicht derart alte Knaben.
Nun gammelt arbeitslos er rum,
für Handarbeit war er zu dumm.
Da fuhr er Taxi in der Stadt
und freut sich, dass er Arbeit hat.
Nicht immer hilft die Theorie,
selbst wenn man gilt als ein Genie.
Ein Mitmensch kam nicht in den Schlaf
und zählt verzweifelt Schaf um Schaf.
Als er die viertausend erreichte,
da zeigt der Himmel erste Bleiche,
die Turmuhr schlug die Fünf laut an
und immer noch kein Schlaf ihm kam.
Unausgeschlafen und nicht froh
ging mürrisch er in sein Büro.
Kaum setzte der Betrieb dort ein,
schlief übermüdet er fest ein,
nicht zum Erstaunen der Kollegen,
man weiß, Büroschlaf ist ein Segen.
Ein Mitmensch schrie ganz laut: Hurrah
als Babs ihm sagt, er würd‘ Papa,
sofort erzählt er’s allenthalben
und stolz kassiert er Beifallsalven,
nun erst kam er als Mann sich vor,
ein Mann ohn‘ Erbe ist ein Tor!
Sein Sohn, der wird Karl Gustav heißen,
mit ihm will er die Welt bereisen,
ihm alles zeigen, nah und fern
und machen ihn zu einem Herrn,
der später den Betrieb wird führen,
die Produktion von Fenster, Türen.
Vor lauter Stolz und Freude auch,
da tätigt er nun Kauf um Kauf.
Als erstes eine Eisenbahn,
dann kamen Fuß- und Handball dran,
ein Schachspiel auch und Boxhandschuhe
und ein Computer für die Schule.
Ein Zimmer voll kauft er noch ein,
sein Sohn, der sollte glücklich sein.
Im neunten Monat war’s soweit,
für die Geburt war man bereit.
Er drückt nervös im Krankenhaus
die zwölfte Zigarette aus,
als endlich kam der Arzt zu ihm
und sagte leis‘, es sei nicht schlimm,
denn Zwillinge, die gäb‘ es oft,
wenn manches Mal auch unverhofft,
doch seine Mädchen wär’n entzückend, …
das konnt‘ den Vater nicht beglücken,
denn er wollt‘ einen Sohn nur haben,
warum nur Frauen stets versagen …?!
Ein Mitmensch, ein Theaterfreund,
kein Stück von Goethe je versäumt.
Heut‘ spielt man Faust, den ersten Teil,
für ihn das große Seelenheil.
Er kennt ihn in- und auswendig,
drum spricht den Text er leise mit,
dabei vergisst er Raum und Zeit,
und als Mephisto lautstark schreit,
da geh’n die Gäule mit ihm durch,
er springt rasch auf, und ohne Furcht
brüllt er den Text mit lauter Stimm‘ … ,
das wurde peinlich und auch schlimm,
denn als der Teufel längst schon schweigt,
der Kunstfreund kräftig weiter schreit.
Die Stelle hatte man gestrichen,
was dieser Mensch zu spät begriffen.
Man soll die Kunst halt still genießen,
dann wird man and’re nicht verdrießen.
Ein Mitmensch reist nach Mexiko,
noch ist er heiter und sehr froh,
nimmt hungrig Platz im Restaurant,
wo er den Ober winkt heran,
bestellt das Nationalgericht,
das man Chilli-con-carn‘ ausspricht.
Der Koch sich an die Arbeit stürzte,
nahm extra scharfe Glutgewürze
und legte allen Ehrgeiz rein,
der Gast soll hoch zufrieden sein.
Nach ein, zwei Bissen wird der rot,
er schnappt nach Luft – das ist der Tod!
und meint, er würd‘ in Flammen steh’n,
vor Tränen kann er nichts mehr seh’n.
Die Schärfe brennt wie Höllenglut,
in sein Gesicht steigt auf das Blut,
erst nach drei Litern Flüssigkeit
ist er zu einem Wort bereit:
Ich ess‘, wie ein Kastrat er spricht,
nie mehr ein Nationalgericht!
Ein Mitmensch hatte seiner Braut
die Unschuld nachts im Sturm geraubt
und fiel alsbald in tiefen Schlaf,
was jeder Mann danach auch darf.
Doch seine Frau blieb hellwach liegen,
sie fand Geschmack an dem Vergnügen,
weckt ihren Mann auf und spricht heiter:
Mach, lieber Gatte, bitte weiter!
Schon bald wurd‘ es dem Held‘ gewiss,
dass anstrengend die Ehe ist.
Ein Mitmensch ging in ein Café,
bestellt sich Kaffee und Baiser,
schlägt dann die Zeitung auf mit Schwung,
da fiel das Kännchen Kaffee um,
bekleckert Anzug, Schlips und Hemd,
was er sonst nur aus Witzen kennt.
Dann macht den Grund die Zeitung klar:
Der 13. und Freitag war.
Ein Mitmensch hatte großen Durst
nach dem Verzehr von reichlich Wurst,
die ziemlich stark gesalzen war,
drum eilte er zu seiner Bar.
Er tankte tüchtig und sehr viel,
den Durst zu löschen war sein Ziel.
Die Kneipe lag direkt am Hafen,
wo Seeleute sich gerne trafen.
Er trank bald Brüderschaft vor Ort,
man nahm ihn trunken mit an Bord.
Auf hoher See wurd‘ er erst wach,
das Schiff hat ihn weit ‘rum gebracht.
Zwei Jahre drauf kehrt er erst heim,
das fand sein Weib doch sehr gemein.
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