Stimmungsbild
Es dehnet weit sich eine sand’ge Brache,
Nur dürft’ge Halme zittern stoßweis‘ vor dem Wind,
Nur selten schwillt zu einem kleinen Bache
Der Wasserstreif, der sickernd über Kiesel rinnt,
Und nur, wenn tagelang ein reicher Segen
Vom Himmel niederfließt und tränkt das weite Land,
Beginnt’s auf stein’ger Halde sich zu regen;
Da keimt und sprießt und decket schnell des Baches Rand,
Was eben bieten kann die arme Krume,
Kein farbenprächt’ges Prangen und kein duft’ges Blüh’n!
Das Auge sucht vergebens eine Blume,
Es sieht nur rings in hellem, schnell versehrtem Grün
Auf fleisch’gem Stiele breite Blätter fächeln.
Gemahnen will es mich an jenes Lächeln,
Das oft ein sorgenvolles Antlitz rasch durchpflügt,
Wenn unverhoffte Freude einen Frühling lügt!
Frühlingsgedicht von Ludwig Anzengruber