Prüfstein
Um des Menschen Werth zu messen,
Fragt doch nicht, was er erreicht;
Ob er Kraft und Muth besessen,
Das ergründet ihr vielleicht.
Mancher hob sich, statt zu stranden,
Wenn des Unheils Woge schlug –
Aber dieses sei verstanden:
Ob er auch das Glück ertrug.
Ob er, wenn es niederthaute,
Labend und erfüllungsschwer,
Wie beschämt den Segen schaute,
Oder schnöde rief: noch mehr!
Ob er, wenn der Preis ihm blinkte,
Selig dankend hingekniet,
Oder sich das Haupt umzinkte
Und der Brüder Reih’n vermied.
Wer da auch im Weihrauchqualme
Als ein stolzer Sieger stand:
Jenem nur gebührt die Palme,
Der sich selber überwand!
Ferdinand von Saar