Närrisches Spiel in drei Küssen
Sie hatte kaum noch Wäsche an,
Und durch das Fenster warf ein Baum
Aus halber Höhe rosa Schaum
Und Duft herein. Der Mond begann.
Sie saß im Sessel wie der Mond so blank,
Verschämt die Arme auf der jungen Brust.
Die kleinen Füße wippten unbewußt
Den Takt der Lust, mein Herz schlug fieberkrank.
Ein blauer Schatten schoß vom Laubgewirr
Herunter, traf des Leibes Elfenbein
Und stand erschrocken irr
Wie ein Insekt auf spiegelweißem Stein.
Ich küsste meiner Dame heiß
Der feinen Knöchel Muskelspiel
Und war noch weit von meinem Ziel;
Sie lachte: „Du, um keinen Preis.“
Die schmalen Fesseln zogen sich,
Husch, in den roten Plüsch zurück,
Ich fühlte ihre Fingerspitzen im Genick
Wie Nesselgift, Insektenstich.
Sie schloß die Augen schreckhaft zu
Beim nächsten Kusse auf das Knie,
Ihr schmales Schlangenzünglein schrie:
„Wagt sich dein Mund noch weiter, du,
Dann beiß ich dich!?“ Mein Mund, im Zug
War schneller und entdeckte in dem Tal
Der Brüste das blutrote Muttermal
Und das war ihr zuletzt noch nicht genug.
Sie hatte nichts als nur die Haut noch an,
Und durch das Fenster warf ein Baum,
Als freue es auch ihn, aus rosa Schaum
Ein Seidenpfühl herein. Und Gott begann.
Arthur Rimbaud