Nach dem Regen – Gedicht von Ada Christen
Die Vögel zwitschern, die Mücken
Sie tanzen im Sonnenschein,
Tiefgrüne feuchte Reben
Gucken ins Fenster herein.
Die Tauben girren und kosen
Dort auf dem niedern Dach,
Im Garten jagen spielend
Die Buben den Mädeln nach.
Es knistert in den Büschen,
Es zieht durch die helle Luft
Das Klingen fallender Tropfen,
Der Sommerregenduft.
Ada Christen (1839-1901)
..............................................
- Abschied (Ada Christen) – Gedicht von Ada Christen Und als ich fortgezogen,Hab‘ ich in der letzten NachtDer Straße, wo er wohnte,Eine Abschiedsvisite gemacht. Hab‘ angesehen die Steine,Die oft sein Fuß betritt,Und dachte, wär‘ ich reich,Ich nähme sie alle mit. Ich kam zu seinem HauseUnd wußte selbst nicht wie,Und hin bis an das Thor –Dort sank ich in...
- Biedere Hausfrauen – Gedicht von Ada Christen Soll ich es nochmals wiederholen?Ihr habt mich ja so oft gefragt,Und tausend Mal hab‘ ich auf EhreDie volle Wahrheit Euch gesagt. –Ja, ich bewund’re Eure Tugend,Und ich bewund’re Eure Kinder,Bewund’re Eure magern Mägde,Bewund’re Eure fetten Rinder;Bewund’re mehr noch Eure Männer,Bewund’re Eure kluge Stummheit,Bewund’re Eure feine Wäsche –Beneide Euch um...
- Ostern – Ostergedicht, Gedicht von Achim von Arnim Vom Erdenstaub zu reinen, blauen LüftenDringt weit der Blick in ersten Frühlingstagen,Und höher steigt der mächt’ge Sonnenwagen,Die Erde sehnt nach Blättern sich und Düften,Und heilige Geschichten uns dann sagenWas sich geahnet in des Herzens Klüften.Er ist erstanden aus den Todesgrüften,Und wie vergebens war der Menschen Zagen,Ja so ersteht die...
- Erwachen – Gedicht von Ada Christen Mir war, als ob in dumpfen SchmerzDie Seele wollt‘ erlahmen –Da plötzlich, schier halb unbewußt,Nannt‘ still ich deinen Namen.Und nun im selben AugenblickHat es mich überkommen,Hab‘ mehr dich als mein Kind geliebt,Drum ward es mir genommen. Ada Christen...
- Küsse mich, denn, ach, sie bluten – Gedicht von Ada Christen Küsse mich, denn, ach, sie blutenAlle noch die alten Wunden!Küsse mich, daß ich vergesseAlle die verfluchten Stunden. Laß mich von den süßen Lippenwieder Glück und Liebe saugen –Laß mich sterben, überstrahletvon dem Himmel deiner Augen! Ada Christen...
- Jahreswechsel – Silvestergedicht / Gedicht von Louise Otto (1819-1895) Wenn hoch vom Turm die Glocken klingen,In mitternächtlich ernster Stund‘Des Jahres Scheidegruß zu bringen:Dann lauschen wir, als werd‘ uns kund,Was nun der neue Lauf der HorenUns Erdenpilgern bieten mag –Das Jahr ward neuverjüngt geborenUnd festlich grüßt sein erster Tag. Doch ist vergeblich alles Fragen,Die Antwort lautet immer gleich:Propheten sind...
- Auf dem Meere – Gedicht von Ada Christen Ausgetobt die wilden Stürme,Heiter, friedlich glänzt das Meer,Nichts erinnert an die Kämpfe,Todesseufzer bang und schwer. – Eine Kapsel, fest verschlossenSchaukelt auf dem weißen SchaumUnd der Fischer, sorglos singendWirft sie in des Schiffleins Raum. Ist die Kapsel erst zerbrochen,Liest er von dem gelben Blatt –Wie viel Schätze, Glück und LebenJüngst...
- Götter (Gedicht von Gisbert Zalich) Götter Du sollst deine Götter ehren,denn sie sind dein Sinn und Halt!Die, die dir den Pulsschlag lehrenund die Idealgestalt. Aber lebe, keime, werdewie die Sommerzeit im Maiund die Ähre aus der Erde:Wer sich ändert, bleibt sich treu! Ja, so klingen gute Lieder,und so wärmt der Sonnenschein:Deine Helden gingen nieder,und...
- Tannengeflüster – Gedicht von James Krüss Wenn die ersten Fröste knisternIn dem Wald bei Bayrisch-Moos,Geht ein Wispern und ein FlüsternIn den Tannenbäumen los,Ein Gekicher und Gesumm ringsherum. Eine Tanne lernt Gedichte,Eine Lärche hört ihr zu.Eine dicke, alte FichteSagt verdrießlich: Gebt doch Ruh!Kerzenlicht und Weihnachtszeit sind noch weit! Vierundzwanzig lange TageWird gekrauselt und gestutztUnd das Wäldchen...
- Diamanten (Ein Gedicht von Gisbert Zalich) Du bist wach und unbeirrt und ins Leben involviert, mit gesundem Trotz bewehrt, gut geschützt und unzersört. Du verbirgst nicht ein Gefühl, nicht im Ernst und nicht im Spiel; deine Straßen sind so breit, und dein Horizont so weit. In die Kriege und der Not, in das Siechtum und...
Ähnliche Texte: