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    Mutterliebe – Muttertagsgedicht von Wilhelm Hauff (1802-1827)

    Mutterliebe

    Mutterliebe!
    Allerheiligstes der Liebe!
    Ach! die Erdensprache ist so arm,
    Oh! vernahm` ich jener Chöre,
    Hört ich ihrer Töne heilig Klingen
    , der Begeist`rung wollt ich singen:
    „Heilig, heilig ist die Mutterliebe!”

    Wie die Sonne geht sie lieblich auf,
    Blickt herab, den Blick voll süßen ,
    Lächelt freundlich ihren jungen Blüthen –
    Und die Pflanze sproßt zum hinauf.
    Rauhe Stürme ziehen durch die Flur,
    Und die junge Pflanze bebet,
    Doch die Sonne blickt durch die
    Und die junge Pflanze lebet,
    Neu erwärmt von ihrem Blick, und strebet
    Höher noch zu ihrer Sonne auf.

    Mutterliebe! du, du bist die Sonne!
    O wie leuchtest du der Blüte doch so warm!
    O wie heilig ist die Mutterwonne,
    Wenn das Kind umschlingt der Arm!
    So am Abend, so am Morgen,
    Nie ermattet sie,
    Wacht in Freuden, wacht in Sorgen
    Spät und früh;

    Sie begießt mit Mutterthränen
    Ihrer Augen ,
    Wärmet sie mit stillem Sehnen
    An der treuen Brust.
    Süße schwellt die Mutterbrust,
    Daß die Blüte werd zur Knospe keimen,
    Früchte sieht sie in den süßen Träumen.
    Heil`ge, reine Mutterliebe,
    Daß sich nie dein stiller trübe!

    Mutterliebe!
    Allerheiligstes der Liebe!
    Dir ertönten jener Engel Chöre,
    Als der Herr zur niederstieg,
    Wollt er an der Mutterlieb` erwarmen
    Und erwachte in der Mutter Armen.

    Sinket nieder,
    Schwestern, Brüder,
    Fleht zu dem, der Mutterlieb` gekannt,
    Der sie schuf, sein reinstes Seelenband,
    Fleht mit uns, ihr unsrer Lieben,
    Tragt es unser kindlich Flehn,
    Tragt`s hinauf zu jenen Sternenhöhn,
    Werft euch nieder vor des Vaters Thron,
    Fallet nieder vor der Mutter ,
    Daß auf uns er seine Gnade senke,
    Und den süßen uns immer schenke –
    Das segensvolle Heiligthum der Liebe,
    Der Mutterliebe!


    Autor: (1802-1827)






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