Mutterherz
Nun will das Laub der Wind verweh`n,
Matt wird der Sonnenstrahl;
Doch wird`s auch Herbst, mag Alles geh`n,
Mir blüht ein Lenz zumal.
Den bricht kein Wind, den nimmt kein Schmerz:
Es ist mein liebes Mutterherz.
Schlöff` man den Englein auch die Tür
Des Paradieses zu,
Sie suchten dich, o glaub` es mir,
Geliebte Mutter du!
Ich hab` dein Herz und laß es nicht,
Bis meines einst im Tode bricht.
Wohl ist dein Haar, o Mütterlein,
Schon weiß wie Winterschnee,
Doch ist dein Herz voll Rosenschein
Und ohne Dornenweh.
Was will der Herbst, der Erde Schmerz?
Mein Frühling blüht: der Mutter Herz!
Franz Alfred Muth
(1839-1890)