Meine Sonne
Hoch hab‘ ich stets die Wissenschaft gehalten
Und freu‘ mich der Erkenntnisfrucht, der süßen,
Und sitze neuen Meistern gern zu Füßen,
Und geh‘ zur Schule gern auch bei den Alten;
Und wo die Kunst ihr Banner will entfalten,
Begrüß‘ ich sie mit meinen frohsten Grüßen,
Und fürchte nicht dereinst dafür zu büßen,
Dass ich für sie das Herz nicht ließ erkalten.
Das aber weiß ich, dass nicht Kunst noch Wissen
Das volle Licht mir spenden, weil ja beide
Nur Sterne sind, umdroht von Finsternissen.
Als Sonne leuchtet mir hoch überm Staube
Das ew’ge Wort zu Trost in Nacht und Leide,
Bis sich in sel’ges Schaun verklärt mein Glaube.
Julius Sturm