Letzte Liebe
Schon ist der Tag uns im Verglühen,
In letzter Schönheit prangt dein Leib;
Der Herzen allerletztes Blühen
Ist unser Glück, geliebtes Weib!
D’rum laß â€“ o laß die Zeit uns frommen,
Und keine Stunde sei versäumt;
Von Wonne sei die Nacht durchglommen,
Und dann der Morgen hold verträumt.
Und jede Freude dieses Lebens
Soll noch durch uns’re Seele geh’n;
Wir wollen sie, entzückten Bebens,
Noch ganz genießen und versteh’n.
Mag auch der Himmel leise nachten,
Und hält er seinen Blitz gezückt –
Wir wollen nimmer es beachten,
Wie nahe das Verhängniß rückt.
Und sterben laßt uns lebenstrunken,
Ist der Vernichtung Stunde da,
Wie einst im Tode hingesunken
Antonius und Cleopatra!
Ferdinand von Saar