Hoch, frank und frei
Hoch, frank und frei
Mit Gunst und Verlaub!
Hoch, frank und frei steh ich nun hier,
hört zu und schaut herauf zu mir!
Ich bin kein Doktor, kein Professor,
habe nicht studiert und rede doch besser.
Kuriere zerbrochene Arme und Beine
noch besser als ein Arzt alleine,
und ohne dass man Schmerz tut fühlen,
das heißt, an Tisch und Stühlen.
Mit meiner Axt, dem breitem Beil,
mit Säg und Hammer, Schnur und Feil
hantier und schaff ich aller Pfaden
mit meinen Arbeitskameraden.
Wir lassen die Eichen, die Tannen zur Ader,
rasieren sie dann wie der Beste der Bader.
Wir ziehen das Fell ab, die Röcke ihnen aus
und machen sie passend zu Gliedern von Haus.
Sie stehen verbrüdert, hübsch fest Hand in Hand
und halten das Dach stets in festem Verband.
Seit Adam unser Paradies
auf Gottes streng Geheiß verließ,
hat in dem ganzen Erdenland
den höchsten und dem schönsten Stand
der Zimmermann! Wer will’s bestreiten?
Ihn schätzt und ehrt zu allen Zeiten
ihr Mädchen alle hier im Kreise,
den Zimmermann schätzt vorzugsweise,
der allerbeste Ehemann,
ist allemal der Zimmermann.
Und wer dagegen was will sagen,
den soll man aus dem Hause jagen
im Winter, wenn Schnee liegt und Eis.
Ich wette, dass er dann bald weiß,
und fühlt, dass man den Zimmermann
auf Erden nicht entbehren kann.
Und nun ist meine Rede aus,
ich steige jetzt vom neuen Haus.
Um unten dann bei Bier und Wein,
mit den Kollegen mich zu freuen.
Doch erst empfehle ich noch den Bau,
den Bauherrn auch und seine Frau.
Dem lieben Gott, dass er behüte,
sie alle mit seiner Vatergüte,
Dass Glück und Segen er verleihe,
Im Hause alles gut gedeihe!
Ich rufe laut: Der Bauherr soll leben,
die Baufrau und der Meister daneben!
Verfasser: unbekannt