Himmel und Hölle
Ein mächtiger Samurai beschloss, eine spirituelle Bildung zu vertiefen. So machte er sich auf, einen berühmten buddhistischen Mönch zu suchen, der als Einsiedler hoch in den Bergen lebte.
Als er ihn gefunden hatte, forderte er: „Lehre mich, was Himmel und Hölle sind!“
Der alte Mönch sah langsam zu dem Samurai auf, der über ihn stand, und musterte ihn von Kopf bis Fuß. „Dich lehren?“ kicherte er. „Du musst sehr dumm sein, wenn du denkst, ich könnte einen wie dich etwas lehren. Schau dich an, du bist unrasiert, du stinkst, und die Schwert ist wahrscheinlich verrostet.“
Der Samurai geriet in Wut. Sein Gesicht wurde rot vor Zorn, als er sein Schwert zog, um dem lächerlichen Mönch, der da vor ihm saß, den Kopf abzuschlagen.
„Das“, sagte der Mönch ruhig, „ist die Hölle.“
Der Samurai ließ sein Schwert fallen. Erst überkam ihn Reue, dann tiefe Zuneigung zu dem alten Mann.
Das dieser Mönch sein Leben riskiert hatte, um einen völlig Fremden etwas zu lehren, erfüllte sein Herz mit Liebe und Mitgefühl. Tränen stiegen in seine Augen.
„Und das“, sagte der Mönch, „ist der Himmel.“
(Verfasser unbekannt)
Donnerstag, 16. Juli 2015 um 12:04
Ein wunderbares Gleichnis, das wert ist, von Zeit zu Zeit wieder gelesen zu werden.