Gruß an Stuttgart
Da liegst du nun im Sonnenglanz,
Schön wie ich je dich sah,
In deiner Berge grünem Kranz,
Mein Stuttgart, wieder da.
Liegst da, vom Abendgold umflammt,
Im Tale hingeschmiegt,
Gleichwie gefasst in grünem Samt
Ein güldnes Kleinod liegt!
Von froher Fahrt, aus fremdem Land
Wall ich dir wieder zu,
Doch was ich draußen Schönes fand:
Die liebste Stadt bleibst du;
Der Straßen Lärm, der Peitschen Knall,
Des Tagwerks muntrer Lauf
Grüßt wieder mit vertrautem Schall
Mich aus dem Tal hinauf.
Dort türmt dein altes Herzogsschloss,
Der stolze Ritterbau,
Aus der Kastanien grünem Schoß
Sich ernst und wettergrau,
Und nebenan dehnt heiter sich,
Trotz goldner Krone Last,
Umrauscht von Brunnen, königlich
Der Enkel Prachtpalast.
Und ragend aus dem Häusermeer
Zum Himmel weist empor
Mit ihren Türmen, hoch und hehr,
Der Kirchen Schwesternchor,
Die alten wuchtig, ehrengrau,
Die neuen licht und schlank,
Will’s Gott, nicht bloß dem Aug zur Schau,
Viel Herzen auch zum Dank.
Und ringsum grüßt, wohin ich seh,
Aus goldnem Duft heraus,
Vom Königstor zum Feuersee,
Mich manches liebe Haus,
Ja jedes Gässchen weit und breit
Im Häuserlabyrinth
Ward mir vertraut in Lieb und Leid,
Seit ich’s durchschritt als Kind;
Vertraut ein jeder Pfad im Rund,
Im Tal und auf der Höh,
Vom Königspark im grünen Grund
Mit rosumkränztem See,
Bis wo der warme Sonnenschein
Um Rebenhügel webt
Und hoch am Berg der Tannenhain
Ins Abendrot sich hebt.
Karl von Gerok