Frühlingsvorgefühl
Bald ist die Winternacht dahin,
Die kalten Nebelwolken fliehn,
Und heller lacht die Sonne.
Bald weckt der Lenz in Hain und Flur
Die starre, schlummernde Natur
Zu langentbehrter Wonne.
Schon schmilzt der lockre Flockenschnee,
Bald werden Blumen, Gras und Klee
Dem Schoß der Erd‘ entsprießen;
Bald wird der Lerche süßer Schall
Und der Gesang der Nachtigall
Uns Harrende begrüßen.
Dann eilen wir hinaus ins Feld,
Und freuen uns der schönen Welt
Im Frühlingsschmucke wieder,
Und laben uns in warmer Luft,
Und atmen zarten Blütenduft,
Und singen Freudenlieder.
Dann öffnet neuer Lebenslust
Sich traulich auch des Dulders Brust,
Von Sorg und Gram umfangen:
Denn manche Hoffnung, die verblich,
Erneuert mit den Blumen sich,
Die in den Gärten prangen.
Johann Martin Miller