Feuer und Flamme
Und die euch jetzt so sittig thut,
So ruhig an Geberden,
Die war ein wildes, leckes Blut,
Als sollt‘ ein Knabe werden.
Es scheute Regen nicht und Schnee
Und blieb nicht in der Stuben,
Sprang oft vor Freuden in die Höh‘
Und spielte mit den Buben.
Trat ihm ein Bach in seinen Lauf,
Da ist’s nicht stehn geblieben,
Das leichte Kleidlein rasch hinauf!
Und husch, da war es drüben.
Ob auch der Vater drohend stand
Vor dem verwegnen Blute,
Es küßte schmeichelnd seine Hand,
Daß ihm entfiel die Ruthe.
Und die nun Jungfrau worden, wißt,
Die kecke, wilde Kleine,
Die ihr als Kind so oft geküßt,
Die nenn‘ ich jetzt die Meine.
Und die vor euch so sittig thut,
Die thut nicht so vor Allen;
Die läßt den Drang verborgner Glut
Noch heut in Strömen wallen.
Er glüht und wogt, der alte Braus,
Und bricht wie Feuerflammen
An mit in tausend Küssen aus,
Sind wir allem beisammen.
Johann Georg Fischer