Fata Morgana
Ich seh‘ dich in der klaren Flut,
Da steiget aus dem Grund
Dein Bild heraus, so engelrein,
Und schlägt mich todeswund.
Ich sehe dich in meiner Brust
Auf einem Altar stehn;
Lieg‘ oft davor in wildem Schmerz
Und möchte untergehn.
Ich seh‘ dich in der Rose Pracht,
Im weißen Lilienblatt;
Ich drück‘ mein heißes Aug‘ daran
Und weine mich recht satt.
Ich sehe dich in jedem Stern,
In weißen Nebelflor,
Im Morgen- wie im Abendrot
Taucht mir dein Bild hervor.
Ich seh‘ dich in des Himmels Blau,
In Sonn- und Mondenlicht;
Ich seh‘ dich in der Todesstund‘
Und doch – ich seh‘ dich nicht!
Johanna Ambrosius