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    Dir, meiner Heimat!

    Dir, meiner Heimat, danke ich dies Lied.
    Im Harzgebirg, im Thal der wilden Bode,
    Im sturmgepflügten Reich des großen Wode
    Liegt meiner goldnen Stromgebiet.
    Bescheiden kam ich, der ich nichts entbehrte,
    Zu deiner wunderwüchsigen ,
    Du gabst mir Alles, weil ich nichts begehrte,
    Und wies’st mir lächelnd deines Lebens Spur.

    Du öffnetest dem Jüngling Aug‘ und Ohr
    Und führtest mich mit treuen Mutterhänden,
    Wenn ich auf Bergen, zwischen Felsenwänden,
    In Waldeseinsamkeiten mich verlor.
    Im hellen Sonnenglanz, im Schattendunkel,
    Am frühen Morgen und im Abendroth,
    Im Nebelwogen und im Thaugefunkel
    Warst du es, die mir Schätz‘ auf Schätze bot.

    Kostbarer war mir, als das edle Erz
    Aus deinen Gruben, was du gabst in Fülle,
    Es war wie Duft in zarter Knospenhülle,
    Ich sog ihn ein, und trunken ward mein Herz.
    Bald fühlte ich in mir des Segens Walten,
    Daß Wurzel schlug der tief versenkte Keim,
    Es regte sich ein Werden und Gestalten,
    Und des Besitzes froh, hielt ich’s geheim.

    Was war es denn, was du mir da geschenkt
    Mit deiner Blühn, der Wellen Kräuseln,
    Der Wipfel Rauschen und der Lüfte Säuseln?
    War’s etwas, dessen man noch heute denkt?
    Es war ein schüchternes, verschwiegnes Streben,
    Ein glücklich Ahnen und ein halb Verstehn,
    Ein freudig Nehmen und dann Wiedergeben,
    Ein unwillkürlich dichterisch Geschehn.

    Du zeigtest mir des Bildens Meisterschaft,
    Den flücht’gen Wechsel und die feste
    Und warfst mir in die Seele fromme Schauer
    Vor einer unbegreiflich hohen .
    Du lehrtest deine Märchen mich und Sagen,
    Gabst mir die Wünschelruthe in die Hand,
    Und wo ich ging und stand, hat sie geschlagen.
    Ich bin dein Schuldner, du mein Harzer Land

    Um deine weht ein alter Sang,
    Der Sturmwind selber ist sein rauher Träger,
    Er saust und braust von einem wilden ,
    Gewaltig, grausenvoll wie Donnerklang.
    Ich hab‘ ein Echo davon aufgefangen,
    Und nie verhallt‘ es, seit ich von dir schied;
    Nimm wieder, was ich nur von dir empfangen, –
    Dir, meiner Heimat, widme ich dies Lied!

    Berlin, den 16. September 1877.

    Julius Wolff






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