Die Geisterwelt
Unendlicher! wer zählt die Reihn
Der Schaaren, die sich deiner freun,
Hinauf zu dir, dem Vater sehn,
Aus allen Welten zu dir flehn?
Unzählbar ist der Seelen Schaar,
Die einst an Staub gefesselt war,
Die, nun entfesselt, unsre Welt
Nicht mehr in ihren Schranken hält.
Unzählbar ist der Seelen Schaar,
Die unbegreiflich wunderbar
Du noch zur Erde senden wirst
Und durch den Tod zum Leben führst.
Auf allen Sternen preisen dich
Zahllose Geister, sehnen sich
Wie wir, dich, dem auch sie vertraun,
Im hellsten Lichte anzuschaun.
Heil mir! wenn sich dereinst mein Geist
Auch los von seinen Banden reißt,
Tret‘ ich eure sel’gen Reihn,
Ihr Mitanbeter Gottes, ein.
Heil mir! dann tönt auch meinem Ohr
Das höhre Lied aus eurem Chor,
Und meine Seele strebt und ringt
Euch nach, wenn ihr dem Vater singt;
Dem Vater, dessen Allmachtsruf
Auch sie mitt euch verschwistert schuf,
Dem Staube nur von Erd‘ ein Grab,
Unsterblichkeit dem Geiste gab.
August Hermann Niemeyer