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    Der Triumph der Liebe (Eine Hymne)

    Selig durch die Liebe
    Götter – durch die Liebe
    Göttern gleich!
    Liebe den
    Himmlischer – die
    Zu dem Himmelreich.

    Einstens hinter Pyrrhas Rücken,
    Stimmen Dichter ein,
    Sprang die Welt aus Felsenstücken,
    Menschen aus dem Stein.

    Stein und Felsen ihre Herzen,
    Ihre Seelen Nacht,
    Von des Himmels Flammenkerzen
    Nie in Glut gefacht.

    Noch mit sanften Rosenketten
    Banden junge Amoretten
    Ihre Seelen nie –
    Noch mit Liedern ihren Busen
    Huben nicht die weichen Musen,
    Nie mit Saitenharmonie.

    Ach! noch wanden keine Kränze
    Liebende sich um!
    flüchteten die Lenze
    Nach Elysium.

    Ungegrüßet stieg Aurora
    Aus dem Schoß Oceanus‘,
    Ungeküsset sank die Sonne
    In die Arme Hesperus‘.

    Wild umirrten sie die Haine,
    Unter Lunas Nebelscheine,
    Trugen eisern Joch.
    Sehnend an der Sternenbühne
    Suchte die geheime Träne
    Keine Götter noch.

    * * *

    Und sieh! der blauen Flut entquillt
    Die Himmelstochter sanft und mild,
    Getragen von Najaden
    Zu trunkenen Gestaden.

    Ein jugendlicher Maienschwung
    Durchwebt wie Morgendämmerung
    Auf das allmächtge Werde
    , Himmel, Meer und Erde.

    Schon schmilzt der wütende Orkan
    (Einst züchtigt‘ er den Ozean
    Mit rasselndem Gegeißel)
    In lispelndes Gesäusel.

    Des holden Tages Auge lacht
    In düstrer Wälder Winternacht,
    Balsamische Narzissen
    Blühn unter ihren Füßen.

    Schon flötete die Nachtigall
    Den ersten Sang der Liebe,
    Schon murmelte der Quellen Fall
    In weiche Busen Liebe.
    Glückseliger Pygmalion!
    Es schmilzt! es glüht dein Marmor schon!
    Amor Überwinder!
    Glückseliger Deukalion,
    Wie hüpfen deine Felsen schon!
    Und äugeln schon gelinder!
    Glückseliger Deukalion,
    Umarme deine Kinder!

    * * *

    Selig durch die Liebe
    Götter – durch die Liebe
    Menschen Göttern gleich.
    Liebe macht den Himmel
    Himmlischer – die Erde
    Zu dem Himmelreich.

    * * *

    Unter goldnem Nektarschaum
    Ein wollüstger Morgentraum,
    Ewig Lustgelage,
    Fliehn der Götter Tage.

    Prächtig spricht Kronions Donnerhorn,
    Der Olympus schwankt erschrocken,
    Wallen zürnend seine Locken –
    Sphärenwirbeln gibt sein Atem Sporn,
    Göttern läßt er seine Throne,
    Niedert sich zum Erdensohne,
    Seufzt arkadisch durch den Hain,
    Zahme Donner untern Füßen,
    Schläft, gewiegt von Ledas Küssen,
    Schläft der Riesentöter ein.

    Majestätsche Sonnenrosse
    Durch des Lichtes weiten Raum
    Leitet Phöbus‘ goldner Zaum,
    Völker stürzt sein rasselndes Geschosse;
    Seine weißen Sonnenrosse,
    Seine rasselnden Geschosse
    Unter Lieb und
    Ha! wie gern vergaß er sie!

    Zitternd vor der Götterfürstin
    Krümmen sich die Götter, dürsten
    Nach der Gnade goldnem Tau.
    Sonnenglanz ist ihre Schminke,
    Myriaden jagen ihrem Winke,
    vor ihrem Wagen prahlt der Pfau.

    Schöne Fürstin! ach die Liebe
    Zittert mit dem süßen Triebe,
    Deiner Majestät zu nahn.
    Seht ihr Kronos‘ ?
    kann ihr Wink verneinen,
    Herzen weißt sie nicht zu fahn.

    * * *

    Selig durch die Liebe
    Götter – durch die Liebe
    Menschen Göttern gleich.
    Liebe macht den Himmel
    Himmlischer – die Erde
    Zu dem Himmelreich.

    * * *

    Liebe sonnt das Reich der Nacht,
    Amors süßer Zaubermacht
    Ist der Orkus untertänig:
    Freundlich schmollt der schwarze König,
    Wenn ihm Ceres‘ Tochter lacht;
    Liebe sonnt das Reich der Nacht.

    Himmlich in die klangen
    Und den wilden Beller zwangen
    Deine Lieder, Thrazier –
    Minos, im Gesichte,
    Mildete die Qualgerichte,

    Zärtlich um Megärens Wangen
    Küßten sich die wilden ,
    Keine Geißel klatschte mehr;

    Aufgejagt von Orpheus‘ Leier
    Flog von Tityon der Geier;
    Leiser hin am Ufer rauschten
    Lethe und Cocytus, lauschten
    Deinen Liedern, Thrazier,
    Liebe sangst du, Thrazier.

    * * *

    Selig durch die Liebe
    Götter – durch die Liebe
    Menschen Göttern gleich.
    Liebe macht den Himmel
    Himmlischer – die Erde
    Zu dem Himmelreich.

    * * *

    Durch die ewige
    Düftet ihre Blumenspur,
    Weht ihr goldner Flügel.
    Winkte mir vom Mondenlicht
    Aphroditens Auge nicht,
    Nicht vom Sonnenhügel?
    Lächelte vom Sternenmeer
    Nicht die Göttin zu mir her,
    Wehte nicht ihr Flügel
    In des Frühlings Balsamhauch,
    Liebe nicht im Rosenstrauch,
    Nicht im Kuß der Weste –
    Stern und Sonn und Mondenlicht,
    Frühling, , Weste nicht
    Lüden mich zum Feste.
    Liebe, Liebe lächelt nur
    Aus dem Auge der Natur
    Wie aus ihrem !

    Liebe rauscht der Silberbach,
    Liebe lehrt ihn sanfter wallen;
    Seele haucht sie in das Ach
    Klagenreicher Nachtigallen,
    Unnachahmliches Gefühl
    In der Saiten Wonnespiel,
    Wenn sie Laura! hallen.
    Liebe, Liebe lispelt nur
    Auf der Laute der Natur.

    mit dem Sonnenblick,
    Große Göttin, tritt zurück,
    Weiche vor der Liebe.
    Nie Erobrern, Fürsten nie
    Beugtest du ein Sklavenknie,
    Beug es itzt der Liebe.

    Wer die steile Sternenbahn
    Ging dir heldenkühn voran
    Zu der Gottheit Sitze?
    Wer zerriß das Heiligtum,
    Zeigte dir Elysium
    Durch des Grabes Ritze?
    Lockte sie uns nicht hinein,
    Möchten wir unsterblich sein?
    Suchten auch die Geister
    Ohne sie den Meister?
    Liebe, Liebe leitet nur
    Zu dem Vater der Natur,
    Liebe nur die Geister.

    Selig durch die Liebe
    Götter – durch die Liebe
    Menschen Göttern gleich.
    Liebe macht den Himmel
    Himmlischer – die Erde
    Zu dem Himmelreich.

    Friedrich von Schiller






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