Der sterbende Schwan
Tief blau das Meer, der Himmel steht
In goldner Mondenpracht;
Da horch! ein süßes Singen weht
Fern durch die stille Nacht.
Bald klingt es weh und wundersam,
Bald klingt es sehnsuchtsheiß,
Wie Minnesehnsucht, Minnegram,
Bald hell, bald wunderleis.
Es ist ein Schwan auf weiter Flut,
Zur Sonne zieht sein Lied;
Doch ach, er stirbt — sein Singen ruht,
Wenn rosig sie erglüht.
Und du auf weiter Meeresflut,
O Seele, Liederschwan,
Zieht dich nicht auch die Sehnsuchtsglut
Zur Sonne licht hinan?
Falsch ist die Welt mit ihrer Flut,
Zur Sonne zieh‘ dein Lied,
Bis sie mit ihrer lichten Glut
Dir ganz entgegenblüht!
Franz Alfred Muth