Der Rosenkranz
An des Beetes Umbuschung
brach sie Rosen zum Kranz,
feurig prangte die Mischung
rings im tauigen Glanz.
Ros’ auf Ros’ in das Körbchen sank,
purpurrot und wie Silber blank.
Zwar den Grazien heilig,
sang sie, blühet ihr dort,
warum aber so eilig abgeblüht und verdorrt.
Die so eben geöffnet stehn,
werden bald in dem Winde wehn.
Du rotstreifiges Knöpfchen
zitternd schaust du dein Grab,
und ein perlendes Tröpfchen
hängt als Träne herab.
Bleib, du sollst in dem Sonnenschein
dich des flüchtigen Lebens freun.
Mit tiefsinniger Säumniß
flocht das Mädchen den Kranz,
in der Laube Geheimnis
Lieb’ und Zärtlichkeit ganz.
Als auf’s Haupt sie das Kränzchen nahm,
wohl mir Seligen,
wohl mir, daß ich kam.
Johann Heinrich Voß