Der bewährten Freundin
In bangen Leidensstunden,
Vom Vater dir gesandt,
Da hab‘ ich dich gefunden,
Da hast du mich erkannt.
Es schlossen herbe Schmerzen
Wohl enger unsern Bund:
Es waren ja die Herzen
Vom selben Dorne wund.
Und treu nun zu dir halten
Das werd‘ ich je und je
Und nimmer dir erkalten
In Freude wie in Weh.
Ach! dieser Erde Freuden,
Sie sind mir längst verblüht,
Als ich in bittern Leiden
Von meiner Heimat schied.
Die Mutter mußt‘ ich lassen,
Und Bruder-, Schwesterhand
Sollt ’nimmer ich erfassen
Im fremden, fernen Land.
Doch sprach die ew’ge Milde
In heil’ger Liebe Glühn,
Als sie im Erdgefilde,
Ein Menschensohn, erschien:
»Was je ein Herz gemieden,
Das sich zu mir gekehrt,
Das werd’ihm schon hienieden
In reichern Maß beschert.«
Drum hat des Herren
Segen Dein Herz für mich gerührt
Und hat dich mir entgegen
Den Kreuzesweg geführt.
Du hast trotz aller Fehle
Es treu mit mir gemeint,
Hast deine fromme Seele
In Liebe mir geeint.
So lag uns treu nun wallen
Den Lebenspfad hinab,
Bis unsrer Hand entfallen
Der schwere Wanderstab,
Bis wir vereint dort oben,
Wo nie ein Auge weint,
Ihn mit den Engeln loben,
Der uns durch Schmerz vereint.
Aachen, 1831
Luise Hensel