Das Vorstadthaus
Da bauen sie ein neues Haus,
die Steine sind geschichtet,
schnell wächst es mit dem Dach heraus,
und schon wird es gerichtet.
Dann aber steht es lange leer,
die öden Fenster klagen:
Bleibt’s immer so? Kommt keiner her
und füllt mich mit Behagen?
Es ist gebaut, weiß nicht für wen;
für Schwaben und für Spinnen,
es muß bestaubt am Wege stehn
und sieht die Zeit verrinnen.
Der kleine Garten vor der Tür
verdient kaum seinen Namen,
und lugt ein Blümchen mal herfür,
ist’s eins aus wildem Samen.
Zwei dunkele Zypressen stehn
am Eingang, um zu klagen
und allen, die vorübergehn,
ein Trauerwort zu sagen.
So liegt es wie im Kirchhof drin,
das Haus mit toten Mauern.
Und blick ich einmal nach ihm hin,
will es mich kalt durchschauern.
Du graues, unbewohntes Grab,
du seelenlos Gemäuer,
oh, führe doch ein Blitz herab
und fräße dich sein Feuer.
Gustav Falke