Das Ritterpferd und der Klepper
Ein kriegerisches Pferd, die Lust der Ritterschaft,
War würdig seiner Zucht, und freudig, voller Kraft,
War gleich an Muth und Kunst, an Dauer und Vermögen,
Zog aus, und wieherte Geharnischten entgegen,
Und spottete der Furcht. Es hatt‘ aus Feld und Schlacht,
Und Wettlauf und Turnier stets Ehre heimgebracht.
Kopf, Schenkel, Farb‘ und Huf war schön an ihm zu nennen;
Doch zog sein zweiter Herr, beim ersten Ringelrennen,
Ihm Hans, den Klepper, vor. Sogar der Sattelknecht
Belacht des Junkers Wahl, und heißt sie ungerecht.
Ein alter Reiter sieht’s, und seufzt, daß, auch in Pferden,
Verdienste schlecht erkannt, und nicht vergolten werden.
Der Junker bricht den Hals. Es kömmt das Pferd zuletzt
In eines Fürsten Stall, der es nach Würden schätzt.
Der Alte hört’s, und lacht, und spricht: Man darf nur leben:
Verdiensten muß die Zeit Recht und Belohnung geben.
Friedrich von Hagedorn