Daheim
„Daheim!“ – o Wort, wie rührst du
Ein Herz, das ungeliebt!
Sprichst ihm von jenem Frieden,
Den nur die Heimat gibt!
Auch mich umklangst du lockend
Im wüsten Lebensbraus;
Und, das Verheißne suchend,
Kehrt‘ ich in’s Vaterhaus.
Wohl hat’s aus seinen Räumen
Mich grüßend angehaucht,
In Kindheitsträume wieder
Den ersten Sinn getaucht;
Wohl haben treue Hände
In meine sich gelegt,
Und kaum geahnte Liebe
Hat mir das Herz bewegt.
Und doch! – ein tiefes Sehnen
Hat noch die Brust verhehlt,
Noch hat im Heimatgruße
Der liebste Laut gefehlt;
Im Lied, das mich durchbebte,
Gefehlt der letzte Reim,
Um jubelnd auszujauchzen
Das reichste Wort: „Daheim!“
Und aus dem Hause zog’s mich
Hinaus gleichwie im Traum,
Und was ich draußen suchte,
Ich wusst‘ es selber kaum;
Es trieb mich durch die Straßen
In hast’gem Schritte fort
Bis zu des stillen Städtchens
Verschwiegen stillstem Ort.
Und eh’ ich’s noch erkannte,
Stand ich an einem Grab;
Drin schlief den ew’gen Schlummer,
Die mir das Dasein gab;
Die Liebe, Licht und Leben
Einst war dem jungen Keim –
Still weinend sank ich nieder:
Nun war ich erst daheim!
Ernst Scherenberg