Das Richtfest wird gefeiert, wenn der Rohbau eines Hauses fertig gestellt ist und der Dachstuhl gerichtet ist. Ein Richtfest findet immer auf der Baustelle statt.
Das Dach wird mit dem Richtkranz (auch Richtkrone) geschmückt und einer der Zimmerleute hält eine kurze Ansprache, den Richtspruch oder Zimmermannsspruch. Der Richtspruch beim Hausbau ist zum einen ein Dank an Architekt und Bauherr, zum anderen eine Bitte um Gottes Segen für das Haus. Der Redner hat traditionellerweise Wein oder Schnaps zum Trinken und wirft am Ende des Richtspruches die Flasche oder das Glas vom Dach. Zerspringt es am Boden, wird alles gut, bleibt das Glas heil, ist das ein schlechtes Omen und natürlich eine Schmach für den Werfer. Der Bauherr muss noch den letzten Nagel einschlagen. Im Anschluss an den Richtspruch wird gefeiert, der so genannte Richtschmaus, dieses Fest findet auf der Baustelle statt. Der Bauherr richtet das Fest aus, was sein Dank an die beteiligten Handwerker ist. Dazu werden dann auch alle Helfer, die Nachbarn und wen man möchte eingeladen.
Ein alter Brauch zum Einzug ist es, Nachbarn zum Einzug in eine neue Wohnung Brot und Salz als Wunsch für eine gute Zukunft und Wohlergehen zu schenken. Brot und Salz symbolisierten früher Wohlstand und Sesshaftigkeit. Salz war zu Zeiten der Römer so wertvoll, dass man es sogar gegen – für uns heute wertvolle – Diamanten und Juwelen eintauschte. In Russland wird Besuchern als Zeichen der Freundschaft Brot und Tee angeboten.
Jeder will ein Stückchen Land,
braucht nicht viel zu sein.
Bloß so viel, dass man was Eigenes hat.
John Steinbeck
Wo das Glück einmal einkehrt,
da greift es leicht um sich.
Gottfried Keller
Nicht da ist man daheim,
wo man seinen Wohnsitz hat,
sondern da, wo man verstanden wird.
Christian Morgenstern
Zum neuen Heime wünschen wir,
dass ihr glücklich und zufrieden seid.
Zu eurem Einzug haben hier
zwei Gaben wir bereit:
Das Brot, es gehe niemals aus,
und Salz, das würze jeden Schmaus,
solange ihr hier weilt
und euer Brot mit guten Freunden teilt.
Solange ihr habt Salz und Brot
bleibt ferne von euch alle Not.
Friedrich Rückert (1788-1866)
Glückwunsch: Das eigene Heim
Glückwunschtext für die Karte zum Richtfest
Das eigene Heim, es ist vollendet,
behüt es euch Gott, der Gutes sendet,
vor jedem Schaden, allem Ungemach
vom tiefen Keller bis zum hohen Dach.
wir wünschen es sehr, so soll es sein:
Hier ziehen mit euch Glück und Frieden ein!
Verfasser unbekannt
Nun hat der Bau sich hier erhoben
Hochverehrte Versammlung!
Nun hat der Bau sich hier erhoben,
nicht groß zwar, doch auch nicht zu klein;
das Werk mag seinen Meister loben,
ich leg den Segen noch hinein.
Ich wünsche, dass gesegnet sei
der Hausherr und die Frau daneben.
Gott möge Frieden, Lieb und Treu
und Glück dem ganzen Hause geben.
Er segne ihrer Hände Fleiß
und mehre den Familienkreis
mit reichlich Mädchen oder Knaben,
so viel, wie Platz am Tische haben.
Die mögen alle wohl gedeihen,
dass sich die Eltern drüber freuen.
Auch schütze der allmächtige Gott
dies Haus vor Brand und Wassernot;
und alle, die darinnen wohnen,
möge er mit Krankheit stets verschonen.
Es treffe sie kein Unglücksfall
in Wohnung, Scheuer, Hof und Stall.
Auch möge Gottesfurcht erblühen,
die Eltern stets einträchtig sein
und ihre Kinder gut erziehen:
Drauf schenke ich das Glas mir ein.
Und dass nun alles wohl gedeih,
dass dieser Bau ein Haus der Milde
und jeder schönen Tugend sei,
trink ich nach Brauch der Zimmergilde
das Glas bis auf die Neige aus.
Der Segen Gottes ist im Haus!
Hoch soll nunmehr der Bauherr leben
und seine Ehefrau daneben,
der Ehrenmann, der wohldurchdacht
zum Bau den Plan und Riss gemacht,
Die Meister, die ihn ausgeführt
und denen alles Lob gebührt.
Auch jedem, welcher immerdar
bei diesem Baue tätig war
und allen, die hier um mich stehen,
nun an dem Bau sich satt gesehen,
ruf ich aus vollem Herzen jetzt
ein Lebehoch zu guter Letzt!
Autor: unbekannt