Auf mich selber
Ich fühle wenig Leiden!
Beweinet mein Schicksal nicht;
Denn auch mir lächeln Freuden
Mit holdem Angesicht.
Zwar hüllt ein dunkler Schleier
Der Schöpfung Reiz mir ein;
Doch kann des Frohsinns Leier
Auch oft mein Herz erfreu’n.
Mir strahlt des Mondes Helle,
Der Sterne Schimmer nie;
Doch kühlt mich oft die Quelle
Der heitern Fantasie.
Der Freundschaft Engel schwebet
Mildlächelnd über mir;
Wenn Schwermut mich durchbebet,
Dann find‘ ich Trost in ihr.
Der Eltern zarte Liebe
Durchdringt mein fühlend Herz:
Wird mir das Dasein trübe,
So denk‘ ich ihren Schmerz.
Des Schöpfers reine Güte
Erhebet meinen Sinn;
Mit fröhlichem Gemüte
Vertrau‘ ich fest auf ihn.
Und o! mit welcher Wonne
Seh‘ ich der Zukunft Bild!
Der Hoffnung klare Sonne
Umstrahlt es himmlisch mild.
„Dort über jenen Sternen
Erblickst das Licht auch du!“
So ruft aus dunklen Fernen
Des Schöpfers Huld mir zu.
Mir lächelt nun hienieden
Ein frohes inn‘res Glück;
Der Seele Ruh‘ und Frieden
Weicht nie von mir zurück.
So leb‘ ich froh im Glauben:
„Der Mensch soll glücklich sein!“
„Was hier die Sinne rauben,
Das kann ihn dort erfreu’n.“
Luise Egloff