Auf dem Wasser
Nun wollen Berg‘ und Tale wieder blühn,
Die Winde säuseln durch der Wipfel Grün,
Des Waldhorns Klang verschwimmt im Abendrot –
Ich möchte froh sein, doch mein Herz ist tot.
Die Freunde rudern frisch und säumen nicht,
Des Wassers Furche blinkt im Sternenlicht,
Die Zither klingt, im Takte schwebt das Boot –
Ich möchte froh sein, doch mein Herz ist tot.
Der Mond geht auf, und lauter wird die Lust,
Es drängen Lieder sich aus jeder Brust,
Der Wein im Becher glutet dunkelrot –
Ich möchte froh sein, doch mein Herz ist tot.
Und stiege meine Lieb‘ aus ihrem Grab
Mit all den Wonnen, die sie einst mir gab,
Und böte alles, was sie einst mir bot:
Umsonst! – Denn hin ist hin, und tot ist tot.
Emanuel Geibel