An meine Königin | Gedicht von Heinrich Seidel
Ich flocht dir eine Krone
Von Lindenlaub in’s Haar,
Und du auf grünem Throne
Regiertest wunderbar.
Es war dein lieblich Scepter
Ein lichter Blüthenzweig –
Es kniete dir zu Füßen
Dein Unterthan im Reich.
Wie dien‘ ich dir so gerne –
Wie milde ist dein Sinn –
Wie lieblich ist dein Herrschen,
Du holde Königin.
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- Das Menschenherz | Gedicht von Heinrich Seidel So lieblich ist keine Frühlingsnacht,So heiss kein Sommertag gemacht,Kein Herbst so reich, kein Winter so streng,Keine Welt so weit, kein Oehr so eng,Kein Flaum so weich, so hart kein ErzWie du, vielfältig Menschenherz! Heinrich Seidel...
- An ein Mädchen | Gedicht von Heinrich Seidel Noch nicht mit Ihren FeuergluthenHat dich die Liebe angeweht;Noch wallte nicht in wilden FluthenDein Blut, das sanft die Pulse geht. Noch ist kein Hauch von dem genommen,Was ewig fehlt, dem, der’s verlor:Doch wird auch dir die Stunde kommen,Da hell die Flamme schlägt empor! Dann sei es nimmer jene wilde,Die...
- Der Weihnachtsbaum – Gedicht von Heinrich Seidel Schön ist im Frühling die blühende Linde,bienendurchsummt und rauschend im Winde,hold von lieblichen Düften umweht;schön ist im Sommer die ragende Eiche,die riesenhafte, titanengleiche,die da in Wettern und Stürmen besteht;schön ist im Herbste des Apfelbaums Krone,die sich dem fleißigen Pfleger zum Lohnebeugt von goldener Früchte Pracht;aber noch schöner weiß ich...
- Beim Nähen | Gedicht von Heinrich Seidel Du warst bei’m Näh’n nicht auf der HutUnd stachst dein rosig Fingerlein –Da steht ein rundes Tröpfchen BlutAls wie ein rechter Edelstein. So wünsch‘ ich dir, wenn einst dein HerzVon bittren Leiden wird verwundet,Daß sich wie hier aus herbem SchmerzDes Glückes schöne Perle rundet. Heinrich Seidel...
- Der kleine Nimmersatt – Gedicht von Heinrich Seidel Ich wünsche mir ein Schaukelpferd,’ne Festung und Soldatenund eine Rüstung und ein Schwert,wie sie die Ritter hatten. Drei Märchenbücher wünsch ich mirund Farben auch zum Malenund Bilderbogen und Papierund Gold– und Silberschalen. Ein Domino, ein Lottospiel,ein Kasperltheater;auch einen neuen Pinselstielvergiß nicht, lieber Vater! Ein Zelt und sechs Kanonen dannund...
- Am Wege | Gedicht von Heinrich Seidel Wir wanderten am heissen Maientag.Zur Rechten blitzend lag ein See, und sonstIn weitem Bogen ward das grüne FeldVon sonnbeglänztem Tannenwald umzirkt. –Ein Häuschen dort im hellen Obstbaumgrün,Ein Ackersmann der seine Furchen zog.Und hier und da ein Busch – das war die Landschaft.Wir sprachen mancherlei und achtetenDes Weges wenig.Plötzlich sah...
- Die Meinung ist die Königin der Welt Die Meinung ist die Königin der Welt, weil die Dummheit die Königin der Schwachköpfe ist Nicolas Chamfort...
- Auf ewig! armes Wort im Menschenmunde | Gedicht von Heinrich Seidel Ich weiss ein Grab, vergessen und allein –Aus alter Zeit ist es zurückgeblieben –Verwittert – moosbedeckt der schwere Stein. Und eine Schrift ist in den Stein getrieben:„Auf ewig ist dies Grab erkauft, und nimmerDarf man es öffnen!“ also stehts geschrieben. Ich fand es jüngst, als ich im AbendschimmerEinherging träumend...
- Der verarmte Feinschmecker | Gedicht von Heinrich Seidel Die Trüffel reift in Frankreichs Gauen,verborgen in der Erde schoß.Allein für mich, auf märkschen Auen,wächst die Kartoffel bloß. Es glänzt verlockend in der SonneBöhmens Fasan mit hellem Schein …Für mich blinkt in des Krämers TonneEin Hering mager nur und klein. Heinrich Seidel (1842-1906)...
- Das Künstlerpaar | Gedicht von Heinrich Seidel Er:Du steigst empor, man jauchzt dir zu!Fast störts ein wenig meine Ruh,Denn Eines könnt ich nicht ertragen:Wenn du mich würdest überragen! Sie:Du bist mein Licht und meine Wonne!Steig wie ein Adler auf zur Sonne!Und lässest du mich weit zurück,Nur um so grösser wird mein Glück! Heinrich Seidel...
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