An eine Rose
Du kleine Rose, glaube mir,
Du sollst Lucindens Busen schmücken.
Ich selber will dich ihr
Jetzt auf den vollen Busen drücken.
Dann sag ich: „Mädchen, küsse mich,
Sieh, dies hat Flora dir geweihet.
Sieh, wie die Rose sich
Schon über ihre Stelle freuet:“
Doch untersteht ein Jüngling sich
Dich von dem Busen abzubrechen:
Dann, Rose, räche mich,
Dann musst du ihn gewaltsam stechen.
Doch wenn in meines Mädchens Brust
Nach mir sich zarte Wünsche regen –
O die geliebte Brust !
Dann hauch ihr süßen Duft entgegen.
Heinrich Wilhelm von Gerstenberg (1737 – 1823)