An die Konfirmanden
So naht für euch die ernste Stunde,
Wo ihr, als Christen neu erprobt,
Geloben sollt mit lautem Munde,
Was andre einst für euch gelobt,
Und wo, aus eigenstem Verlangen
Nach seinem höchsten Gnadengut‘,
Zum erstenmale nun empfangen
Ihr sollt des Heilands Leib und Blut.
O, würdig solch ein Mahl genossen,
Wie hohe Gnade schließt es ein!
Für euch gegeben und vergossen,
Könnt‘ eine Liebe größer sein?
Und Lieb‘ um Liebe! – ihm zum Lohne,
Euch selbst für seine Leidensnot!
Ein Herz für eine Dornenkrone,
Ein Leben für den blut’gen Tod!
Ein Leben? – ach, was ist ein Leben?
So hilflos wie im Staub‘ der Wurm!
Und tausend Kämpfen preisgegeben,
Ein wankend Rohr im wilden Sturm‚!
So haltlos unter Müh‘ und Sorgen,
So reich an Zweifeln, arm an Mut!
Und oft dahin, eh‘ noch dem Morgen
Gefolgt des Tages heiße Glut!
O, frische, frohe Menschenblume,
Du kannst nicht so verloren geh’n!
Du, aufgeblüht zu Gottes Ruhme,
Wirst auch zu seinem Ruhm‘ besteh’n!
Es mag der Kindheit Schranke fallen,
Bleibst du nur fürder hold und rein,
Wird Gott in deinem Erdenwallen
Dir Schutz und Schirm und Stütze sein!
Und seht, das hoffen auch die Lieben,
Die euch so früh dem Herrn geweiht.
Ihr seid es ja bisher geblieben,
O, bleibt es denn zu jeder Zeit!
Laßt nichts euch aus dem Herzen rauben
Von allem, was sie ihm verlieh’n,
Dann könnt mit eurem Christenglauben
Getrost ihr in die Fremde zieh’n.
Dann wird der Tag ein Tag voll Segen,
An dem erneuert ihr den Bund;
Dann habt ihr Christum allerwegen,
Wie ihr ihn habt zu dieser Stund‘.
Dann mag des Lebens Brandung tosen,
Euch feit das Kleinod, das ihr hegt;
Der Sturm entblättert keine Rosen,
Wenn sie die Hand der Liebe pflegt!
Johann Meyer