An die jungen Menschen
Enthebt euch aus dem dunklen Schoß
beengter Menschenwissenschaft:
Das Leben selbst will stark und groß
euch zeigen seine höchste Kraft.
Die Mauern aus zerlesnen Büchern,
verschriebenen Heften, stürzt sie ein!
Enthüllt von tausend Leichentüchern
der Schönheit hellen Götterstein!
Vergeßt die Orgien der Zahl,
der Sprache blinde Tyrannei.
Der Tafel Logarithmenqual
soll brechen eure Faust entzwei.
Nun stürzt euch in das große Träumen
der ungeheuren Welt hinaus
und meßt euch in den Sternenräumen
die Länder für die Seele aus.
Die feile Phrase von dem Sinn
der übernommnen Tüchtigkeit,
werft sie zum ändern Trödel hin
und werdet Kinder eurer Zeit!
Reißt nur herab die altersgrauen
Perücken einer Mumienzunft,
die Brillen mit den nebelblauen
Nachtgläsern trockenster Vernunft.
Und tretet nackt aus euch ins Licht
des Tages, der euch wird geschenkt,
da ihr das junge Angesicht
nicht mehr in leere Schriften senkt.
Werft euch dem Leben an die Brüste
mit einem Schrei der Ungeduld
und laßt zurück die gelbe Wüste
jahrhundertalter Lebenschuld!
Die Erde ruft nach Griff und Tat,
Gelehrsamkeit ist ihr verhaßt,
Gehirne brauchen keine Saat,
die nie zum Reifen Boden faßt.
Und wollt ihr Gottes Reich erringen,
trog der Katheder schwarzem Fluch,
so laßt den Zwang den toten Dingen
und macht euch frei von Heft und Buch!
Alfons Petzold