Abwesenheit
Auf, auf, fleug bald mein junges Herz
zu deren, die dich allein nähret;
sag ihr, wie übergroßer Schmerz
von ihretwegen mich bethöret.
Sag ihr, wie mein Geist Tag und Nacht
nichts dan Klagwort von ihr erdichtet,
und wie der lieb zu große macht
in mir schier die Vernunft vernichtet.
Sag ihr, wie die Abwesenheit
mein Angesicht untröstlich netzet,
und wie ihr süße freindlichkeit
mich, leider! tödlich jetz verletzet.
Doch sag auch, daß, wan in der Pein
not, Trübsal, elend, angst und klagen
sie meiner ingedenk wird sein,
ich selig, solches zu ertragen.
Georg Rodolf Weckherlin