Abschied vom Walde
Wie liegst du fromm gebreitet,
Du lichter grüner Wald!
Im Gras ein Rehlein weidet,
Der Schlag der Amsel hallt.
Wie oft hab` ich geschwärmet
In dir, du duft`ger Tann,
Und wenn ich mich gehärmet,
Du warst nicht schuld daran.
O schau` mit deinen Augen
Mich nicht so innig an;
Laß deinen Duft nur hauchen,
Wie immer du getan;
Laß deine Wipfel wehen,
Die stets von Märchen voll —
Ich muß, ach! weitergehen,
Mein Wald, so lebe wohl!
O einsam süße Stunden,
Wo find` ich je euch mehr!
Von Schmerzen und von Wunden
Wie ist die Welt so schwer!
Wo ist des Himmels Auge
So blau und kindesklar,
Wie es bei deinem Hauche,
O Wald, mein lieber, war?
Der Wald liegt fromm gebreitet,
Im Grase ruht das Reh;
Wie meine Seele leidet,
Da flüstert`s in mein Weh;
„Ich werde dir schon rauschen,
Wenn wir geschieden sind,
Willst du auf mich nur lauschen,
Mein liebes, liebes Kind!†—
Franz Alfred Muth