Abendgebet
Die Sonne hat uns gute Nacht gegeben;
Die Schafe ziehen heim in’s stille Haus,
Kein Vogel mag den Flügel mehr erheben,
Sie schlafen alle, und ihr Lied ist aus.
Nun leg‘ auch ich mich hin zur Ruh‘
Und schließ‘ die müden Augen zu.
Ich bin noch schwach, ich bin noch klein,
Du, guter Gott, wirst bei mir sein,
Dann fürcht‘ ich nicht die finst’re Zeit,
Ich weiß, mir widerfährt kein Leid.
Dann täum‘ ich, was auch kommen mag,
Von einem schönen gold’nen Tag.
Wenn die Kinder schlafen ein,
Wachen auf die Sterne,
Und es steigen Engelein
Nieder aus der Ferne,
Halten wohl die ganze Nacht
Bei den frommen Kindern Wacht.
Friedrich Wilhelm Güll