Ein Arbeitszimmer wird aufgeräumt
Den Duft von geschenktem Moschus
unter Verschluss gebracht.
Die Hülle unseres Lieblingssongs
als Lesezeichen in die Akte gesteckt.
Die Hochzeitfotos
mit schwarzen Luftballons übermalt.
Die Wandflecken vom letzten Krach
mit Lösungsmittel entfernt.
Das brünette Beweisfoto
in Streifen geschnitten.
Aus deinem Abschiedsbrief
einen Flieger gebastelt.
Den überlassenen Schlüssel
verwahrt – für alle Fälle.
Das Scheidungsurteil
zwischen die Buchseiten geklemmt.
Den zerbrochenen Glorienschein
in den Sondermüll geworfen.
(c) Olaf Lüken (März 2021)
Ein alter Mann
Wer den ganzen Tag nur sitzt
hat bald das Sofa abgewetzt.
Mit ihm versinkt die Lebenskraft,
er fühlt müde sich und abgeschlafft.
Vorüber gehen die Lebensjahre,
die Haut wird rot, weiß sind die Haare.
Ich fühl mich alt, bin ziemlich mürbe.
Es wäre besser, dass ich stürbe.
In mir kriecht der Alterswurm,
bläst die Trompete auf zum Sturm.
Ein Rabe in die Höhe steigt.
Welch Omen, hab ich es vergeigt ?
Mein Freund, stämmig wie ein Athlet,
erzählt mir, dass bald nix mehr geht.
Ein anderer geht gebeugt und krumm,
sein wacher Geist hält ihn in Schwung.
Nach äußeren Dingen trachten,
innere Werte nicht achten.
Die alten Straßen abzuwandern
oder sich einfach auszusondern ?
Altern ist wie eine Welle im Meer.
Lass dich tragen, bleib obenauf.
Treibe leicht, mach dich nicht schwer.
Irgendwann endet jeder Lebenslauf !
(c) Olaf Lüken (März 2021)
Corona (Corona-Gedicht von Olaf Lüken)
Corona – März 2021
Corona reist auch durch meine Welt,
schlug auf in China ihr erstes Zelt.
Steht die Zeit ? Oder rennt sie noch ?
Das Virus drückt, wie ein schweres Joch !
Der Winter raste an mir vorbei,
wie ein blitzschneller ICE.
Die Sitze bleiben covidfrei
und niemand winkte Ade.
Ich bin zuhaus und schau hinaus.
Die Welt, die sieht zum Kotzen aus.
Selbst mein Stuhl will mich verlassen,
mich nicht mal auf sich sitzen lassen.
Er hat genug von meinem Gewicht.
Er hasst den Arsch, der auf ihm sitzt.
Das alte Jahr, es ging vorbei,
die Stimmung drückt, ist schwer wie Blei.
Die Massen sind Ostern zu Hause.
Auch Weißkittler schuften ohne Pause.
Ich werde morgen vorwärts schauen
und mich dem Sommer anvertrauen.
(c) Olaf Lüken (März 2021)
Paketzusteller 2021
Der Kurierfahrer ist ein armes Tier.
Werden wir ihn ehrlich beklagen ?
Er bringt die Pakete zu dir und mir,
wird seinen Lohn nicht hinterfragen.
Er weint vor sich hin in langer Nacht,
wünscht sich ein Leben für die Seinen.
Er lehnt sich nicht auf, weil ohne Macht.
Auf Amazon soll die Sonne scheinen.
(c) Olaf Lüken (März 2021)