Herbstillusionen
Mit bunten Farben leitet der Herbst den Jahresabschied
ein und verwandelt Natur, Emotionen und des Menschen
Liebe zum Sein. Er erlaubt uns die Illusion von Zeit.
Zeit, die wir brauchen, um unser Leben zu leben.
Die Herbstzeit ist ein Illusionsgut, wie das schon immer
gewollte Kind, die geliehene Zeit oder das liebe Geld.
Mir ist der Herbst wie ein Spiegellabyrinth der Natur.
Alles da, alles nah und verwirrend schön. Illusion eben.
(c) Olaf Lüken (10.09.2020)
Klub der Besserwisser
Blinde erklären mir den Sinn der Farbe,
Taube lehren die Wort-Wiedergabe,
Stumme lehren, wie ich singe,
Lahme, wie ich perfekt springe,
Nutten, wie ich Andacht treibe,
Lektoren, wie ich richtig schreibe.
Es zeigen mir die ehova-Zeugen,
mich 24 Stunden vor GOTT zu beugen.
Wollte ich es allen rechtens machen,
ich hätte gar nichts mehr zu lachen.
(c) Olaf Lüken (2020)
Buisdorfer Schützenfest
Sie kommen mit Auto oder Omnibus.
Am Stand fällt gleich der erste Schuss.
So läuft das Schützenfest – Jahr für Jahr.
Du glaubst es nicht ? Doch es ist wahr.
Ein Schütze wird jährlich ausgeguckt.
Einer mit Geld, dem der Finger juckt.
Der Aspirant schießt den Aar herunter.
Der König heißt diesmal Georg Kunter.
Das Schützenvolk trägt seinen König fort.
Im Dorf schwingt sich auf ein Glöcklein.
Der Monarch braucht eine Königin.
Es gibt zu trinken, bis nass ist das Kinn.
Die Band macht Musik für’s Völklein.
Der Hofstaat wird eigens ausgewählt,
die Damen piekfein herausgeschält.
Man hofiert, trägt feinstes Geschmeide.
Die Orden prangen, veredeln die Brust,
die Schützen strahlen. Es ist eine Lust.
Viel Glanz und auch ’ne Augenweide.
Jetzt stellt sich ein der Hoffotograf.
Majestäten und Tross reihen sich brav,
zum Foto für die Vereinsgeschichte.
Das Schützenvolk durchtanzt die Nacht,
vorbei die Sorgen, man trinkt und lacht.
Im Klub herrschen Lärm und Dichte.
Die Medien machen ’ne Story draus.
Die Fahne flattert vorm Königshaus.
Auf dem Vorplatz dreht sich sehr schnell,
für Pänz und Jecke ein Kinderkarussell.
Am Sonntag erscheint die Prominenz,
erweist dem Hofstaat ihre Referenz,
isst und trinkt Leck’res, Kölsch und Sekt.
Wichtig ist, dass es den Gästen schmeckt.
Schon bald ist die Zeit des Königs aus,
Georg Kunter wankt langsam nach Haus,
wie die geladenen Festtagsleute.
Als Schütze kehrt er in den Klub zurück,
wird wieder normal, Stück für Stück.
Der Schütze seine Zeit nicht bereute.
Für meinen Freund Uwe Natus.
(c) Olaf Lüken (27.08.2020)