Auf nächtlicher Fahrt
Durch die Nacht der Heimat zu
Rollt mein Reisewagen,
Eingewieget in gute Ruh
Lass ich fort mich tragen.
Hügelauf und hügelab
Widerhallt die Erde
Von dem unverdrossnen Trab
Meiner treuen Pferde.
Wo ich fahre, weiß ich nicht,
Dunkel stehn die Fernen,
Nur am Wagen freundlich Licht
Spenden zwei Laternen;
Streifen jetzt mit flücht’gen Schein
Schwarze Baumgestalten,
Die am Weg, in langen Reihn,
Treulich Wache halten;
Jetzt entlang den Rebenberg
Mit dem Zitterscheine
Zeigen sie am Mauerwerk
Deutlich alle Steine;
Lassen des Gebüsches Grün
Längs dem Gartenhage
Lieblich, wie Smaragd, erglühn,
Schöner, als am Tage;
Nun durchs Dörflein ein und aus,
Dunkel schon die Fenster!
Aus der Nacht steigt Haus um Haus,
Schneeweiß, wie Gespenster;
Nur ein altes Mütterlein
Trägt noch heim die Kunkel,
Ihr Gesicht im roten Schein
Glänzte hell durchs Dunkel;
Denn wohin mein Lichtstrahl fiel
Im Vorüberschweben,
Muss ein farbig Schattenspiel
Aus der Nacht sich heben. –
Also reist sichs durch die Welt,
Poesie zur Seite;
Glücklich, wem sie Gott gestellt
Gütig zum Geleite!
Denn mit ihrem Zauberschein,
Ihrem wunderholden,
Weiß am Pfad sie jeden Stein
Freundlich zu vergolden. –
Holde Freundin Fantasie,
Bleibst mir du zugegen,
Fehlt ein tröstlich Licht mir nie
Auch auf dunklen Wegen!
Karl von Gerok