Mit seinem Haar
Der Gefangne spricht:
Ich darf zu dir, mein holdes Glück,
Ach leider nicht, wie eh’mals schleichen;
Streng ist bei Hüters schlauer Blick,
Er läßt mich nicht zu dir entweichen.
Versagt bleibt mir dein warmer Mund,
Versagt sind mir die zarten Wangen;
Frei ist der Seelen Wechselbund,
Allein die Leiber sind gefangen.
Muß fern das Ganze halten sich,
Darf doch ein Theilchen zu dir gehen,
Mein Haar erscheint und bittet dich,
Es wie das Ganze anzusehen.
Ich hab‘ erfunden eine List,
Um baldigst ganz bei dir zu weilen,
Denn wenn du nicht dawider bist,
Schenk‘ ich mich dir in lauter Theilen.
Karl Immermann