Gewitter im Gebirge
Der Herr mit seiner Allmacht Hand
Berührt der Berge Gipfel,
Da lagert sich, ein graues Band,
Der Nebel um die Wipfel.
Und dicht und immer dichter zieht
Sich um die Höh’n die Binde;
Doch plötzlich zittert sie und flieht
Getrieben von dem Winde.
Und jetzt – es zuckt herab ein Strahl;
Welch Krachen und welch Rollen!
Es zieht von Berg zu Berg durchs Tal
Ein immer dumpfres Grollen.
Die Wolke öffnet sich und gießt
Die Flut aus voller Schale,
Der Bergbach schwillt und rauschend schießt
Er wild hinab zum Tale.
Der Donner schweigt, noch tröpfelt’s leis‘;
Da scheint die Sonne wieder;
Aus tiefem Blau blitzt blendend weiß
Der Schnee vom Berge nieder.
Der Herr, der in der Wolke war
Und ihre Bahn geleitet,
Hat doch auf seinem Felsaltar
Ein reines Tuch gebreitet.
Der Priester fehlt – da schwingt mit Macht
Mein Geist sich frei nach oben,
Von tiefer Andacht Glut entfacht,
Den Herrn der Herrn zu loben.
Julius Sturm