Als ich ein Veilchen geschenkt bekam
(Als ich am 22sten Oktober ein Veilchen geschenkt bekam)
Frühlingsblümchen, Bote schöner Tage,
Allerliebstes, holdes Veilchen! sage
Deiner Freundin doch, wo kommst du her,
Jetzt im Herbst bei rauher Stürme Sausen?
O wie magst du jetzt bei uns noch hausen
Auf der öden blumenleeren Flur!
O es soll mich dein Geruch erquicken,
Freudig will ich an mein Herz dich drücken
Voll Empfindung reiner, hoher Lust;
Stirbst du, Veilchen – stirb an meiner Brust!
Aber nie, wenn’s auch verwelkt, entbinde
Unser Herz der Freundschaft sich, – es finde
Sich kein Herbst in unserm Bündniß ein;
O sie sey für immer fest geschlossen!
Selbst im Winter läßt sie Blumen sprossen,
Und sie soll uns ewig theuer seyn!
Juliane Schubert