Auf dem Anstand
Im goldnen Abendscheine
Ruht dämmernd das Gefild;
Am Waldrand ruh‘ ich, wartend
Auf gar ein lieblich Wild.
Von Ferne ruft der Kukuk
So heimlich rauscht der Wald,
Es schwebt vor meinen Gedanken
Eine wunderschöne Gestalt.
Die Büchse ruhet lässig
In Gras und weichem Klee –
Mich hat in’s Herz getroffen
Selber ein schlankes Reh.
Da rauscht es in dem Laube
Von wunderleichtem Schritt: –
Mein Rehlein kommt gesprungen, –
Bringt neue Küsse mit.
Verstummet ist der Kukuk,
Schwarz ruht des Waldes Rund –
Vom Himmel senkt sich nieder
Eine wunderselige Stund‘.
Es schweigen alle Blätter,
Die Vöglein schweigen all,
Im Rosenbusch alleine
Singt noch die Nachtigall.
Heinrich Seidel