Die Sünde wider den Geist
Einmal nur sah ich dich
In einer schwarzen Menschenmenge.
Einmal nur sahst du mich.
Wir waren größer als die Kleinen,
Größer um Haupteslänge.
Sie sahen alle auf zu uns,
Wie trunken
Wir ineinander schauten.
Da stießen sie sich
An die Ellenbogen
Und lachten frech
Und scharten sich
Und rissen dich
Und bald warst du versunken
Und roter tauchte
In Abendglut die enge Gasse,
Wie Höllenfeuer anzuschaun.
Noch einmal aus der schwarzen Masse
Wandst du dich.
In deinem Blicke
War ein Schrei:
Ich müßte enden deine Schmerzen,
Mit starken Armen
Zu dir dringen
Und dich halten
Gegen alle Gewalten.
Doch ich blieb stumm.
Da schriest du auf in deinem Schmerz:
„So werde ich dir nie verzeihn,
Niemals in alle Ewigkeit!“
Und deine stahlharten
Augen starrten bang
Wie Schwerter des Gerichts
Am jüngsten Tag mich an.
Da schwandst du hin.
Ich konnte nicht zu dir,
So sehr es in mir rang.
Mich hielt ein fluchbeladner Bann.
Bleischwer um meine Glieder hingen
Ketten aus zuckenden Herzen.
Georg Heym