Die Wetterfahne
Viel Fahnen sind verloren,
Doch eine ist erkoren,
Sie schwebt noch obenauf
Und zeigt der Stürme Lauf.
So steht die Wetterfahne,
Dass sie uns all‘ ermahne
Zu steter Wachsamkeit
In Leid und auch in Freud‘!
Sie drehet sich geschwinde
Und steht doch fest im Winde,
Es spielet drin der Wind
Wie ein unartig Kind.
Er kommt nicht, wenn wir glauben,
Doch steht die Fahn‘ im Glauben
Auf eines Kirchturms Spitz‘
Und leitet ab den Blitz.
Das Glück kann Gott nur geben,
Die Sonne will sich heben,
Die Fahne klirrt im Glanz,
Das Wetter ändert ganz.
Und wo die Tränen flossen,
Die grünen Blätter sprossen,
Die Blüten allzumal,
Ich grüß dich, freundlich Tal.
Ich grüß dich von der Höhe,
Vom Turme weit ich sehe,
Ich seh der Erde Rand,
Die Wellen ohne Stand.
Hier auf des Turmes Zinnen
Will ich den Geist gewinnen,
Dass er mir frei und klar
Das Schicksal sage wahr.
Das Land ist aufgeräumet,
Das Meer hat ausgeschäumet,
Die Taub‘ den Ölzweig bringt:
Ihr armen Völker, singt!
Laßt euer Lied ertönen,
Den Erdkreis zu versöhnen,
Gott in der Höh‘ sei Ehr‘,
Er straft euch nun nicht mehr!
Gott hat von uns entrücket
Den Feind, der uns erdrücket;
Die Vögel singen laut,
Daß sie den Herrn geschaut.
Achim von Arnim